Treff für Flüchtlinge und Einheimische
Von Elisabeth Winkelmann-Klingsporn 24.09.2018 - 18:06 Uhr, Schwarzwälder Bote
Wer hätte das 2014 gedacht: Seit bald vier Jahren bietet das Ehrenamtlichenteam um Edith Lienhardt und Antje Schmidt ein Gesprächscafé für geflüchtete und einheimische Menschen in Donaueschingen an.
Donaueschingen. Und damit ist es auch an der Zeit zu überlegen, was inzwischen aus dieser Initiative geworden ist. Beim letzten Café-Nachmittag im Garten des Hauses Friedhofstraße 14, in dem man sich den Sommer über getroffen hat, war Gelegenheit, darüber ins Gespräch zu kommen.
Bereits Ende 2014 traf man sich mit Pakistani und Uiguren im Mehrgenerationenhaus (MGH), erzählen die Frauen der ersten Stunde. Als 2015 die Flüchtlinge in großer Zahl nach Deutschland kamen und 2500 Menschen aus Pakistan, Afghanistan, dem Irak, Syrien und Afrika auf dem französischen Kasernengelände untergebracht waren, zog das Gesprächscafé in den Sternensaal. Um die 90 Geflüchtete fanden sich an den Mittwochnachmittagen ein, junge Männer, Familien und Frauen mit Kindern.
Das Ehrenamtsteam sorgte für Kaffee und Gebäck. Offizielle Ansprechpersonen wie Ludwig Winter, der Flüchtlingsbeauftragte des Deutschen Roten Kreuzes (DRK), und die Flüchtlingsbeauftragten des Landkreises standen für Gespräche und Beratung zur Verfügung. Mit rückläufigen Flüchtlingszahlen, Unterbringung in Übergangswohnmöglichkeiten und in Wohnungen in der Region verkleinerte sich auch die Gesprächscafé-Runde allmählich. Und damit war auch der Umzug ins MGH wieder angesagt. Zur Freude im Ehrenamtsteam finden sich mit dem Sommertreffpunkt im Garten an der Friedhofstraße 14 immer mehr Flüchtlingsfrauen mit ihren Kindern zu den Café-Nachmittagen ein.
Das Wichtigste ist dem Dutzend Ehrenamtlichen aber nach wie vor, eine unkomplizierte, niederschwellige Begegnungsmöglichkeit von Flüchtlingen und Einheimischen zu schaffen. Einen Ort, an dem man im persönlichen Gespräch und persönlicher Zuwendung mehr über die Situation von Geflüchteten erfahren kann, von ihren Hoffnungen und Vorstellungen. Andererseits bietet sich so aber auch die Gelegenheit, über das Alltagsleben in Deutschland zu informieren und wie man miteinander lebt und miteinander umgeht. Darüber hinaus haben sich etliche Frauen und Männer aus der Region um einzelne Flüchtlinge persönlich gekümmert, beim Erlernen der deutschen Sprache unterstützt, beim Verstehen amtlicher Schreiben geholfen oder sie auch zum Jobcenter oder zu Ämtern begleitet.
Ganz besondere Freude macht aber immer wieder, wenn die engagierten Ehrenamtlichen miterleben können, wie die Menschen, die sie seit geraumer Zeit begleiten, sich allmählich hineinfinden in die hiesige Alltagswelt, systematisch die deutsche Sprache lernen, sich mit den für sie in der Regel fremden Umgangsformen vertraut machen, Ausbildungs- und Arbeitsmöglichkeiten finden und immer selbstständiger werden. [...]
Karin Nagel, die Beauftragte für den Arbeitsbereich Flucht und Migration im evangelischen Kirchenbezirk Villingen, kennt etliche solcher positiven Flüchtlingsgeschichten und schätzt den Beitrag ehrenamtlicher Flüchtlingshelfer wie im Donaueschinger Gesprächscafé hoch ein. Antje Schmidt beschreibt den ganz praktisch: "Wir hören die Sorgen der Menschen an und erklären das eine und andere aus dem Alltag hier", beispielsweise, was es mit der Fasnet auf sich hat oder dass man bei einem 9-Uhr-Termin auch um 9 Uhr auf der Matte stehen muss.
Lustig wird es um den Dialekt, wenn Sarah fragt: "Ist Säckle das gleiche wie Tube?" Antje Schmidts Resümee: "Auch wir haben viel von den Flüchtlingen gelernt." Inzwischen ist das Gesprächscafé wieder in das MGH an der Schulstraße 5 umgezogen und ab 18 Uhr der Begegnungsort für Geflüchtete und interessierte Einheimische für die bevorstehenden Herbst- und Wintermonate.
In verlässlicher Absprache organisiert ein Dutzend ehrenamtlich engagierte Frauen und Männer jeden Mittwochnachmittag das Gesprächscafé, sie kochen Kaffee und Tee, decken die Tische und sorgen für etwas süßes Gebäck, das bei den Geflüchteten sehr beliebt ist. Und anschließend wird gespült und alles wieder ordentlich aufgeräumt.
Quelle: Schwarzwälder Bote